Sind Verlustscheine eigentlich wertlos?

Verlustscheine werden abgeschrieben, landen in Schubladen, werden alt und vergilben. Oder Sie werden manchmal von Inkassounternehmen zu Spottpreisen angekauft. Sollte man warten bis ein Schuldner wenigstens einen Teil des Verlustschein irgendwann zahlt oder sollte man diesen einfach vergessen?

Im  folgenden erfahren Sie etwas über gute und weniger gute Alternativen für die Verwertung von Verlustscheinen. Es wird versucht darzulegen, welche Faktoren für die Erfolgreiche Verwertung ausschlaggebend sind.


2018 wurden von 2'967'555 Betreibungsverfahren  1.085.079 mit einem Verlustschein abgeschlossen (36.6 %). Im Vergleich dazu gab es 2018 jedoch nur 1.284 Privatinsolvenzen.  (siehe die Abbildung unten, siehe auch Bundesamt für Statistik) Was bedeutet das?

  1. Die Privatinsolvenz setzt den Nachweis der Überschuldung des Schuldners voraus. Gleichzeitig stellt die Privatinsolvenz einen Schutz des Schuldners gegenüber dem Zugriff des Gläubigers dar.
  2. Auch der Verlustschein aus Pfändung sollte ja nur unter der Voraussetzung der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners resultieren. Trotzdem kommen auf eine Privatinsolvenz rechnerisch 846 Verlustscheine aus Pfändung.  
  3. Dieses sehr Missverhältnis lässt den Schluss zu, dass die Zahlungsfähig bei Schuldnern in Privatinsolvenz nicht der von Schuldnern, bei den erfolglos gepfändet wurde, gleichzusetzen ist. Deutlicher: bei sehr, sehr vielen Verlustscheinen lässt sich jetzt noch Geld eintreiben.

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Wie? Darauf versuchen wir im folgenden gute Antworten zu finden.

Abbildung 1:  Das Missverhältnis zwischen Verlustscheinen aus Pfändung und Privatinsolvenzen

1. Weniger gute Alternativen um aus einem Verlustschein Geld zu machen

A. Inkassofirmen, Prozesse und Datenbanken 

Standard-Inkassounternehmen versuchen mit einfachen Abläufen und geringem Aufwand, Verlustscheine zu Geld zu machen. 

Hierfür übernimmt man eine grosse Anzahl von Verlustscheinen in die Betreuung und versucht dort, wo es am einfachsten ist, Geld zu realisieren

Es wird damit geworben, dass entsprechend leistungsfähige Datenbanken helfen, den optimalen Zeitpunkt einer erneuten Betreibung zu finden.

Solche allgemein verfügbaren Datenbanken liefern schon sehr unzuverlässige Prognosen über die aktuelle wirtschaftliche Situation eines Schuldners. Sie sind richtig langsam & schlecht im Erkennen von Erholungen.

Das liegt daran, dass es kaum relevante Ereignisse für eine Erholung gibt, die von Datenbanken zeitnah und korrekt erfasst werden.  Anpassungen erfolgen meistens nur auf Veranlassung des Schuldners sollte dieser sich aktiv um die Verbesserung seiner "Kreditwürdigkeit" kümmern um bspw. einen neuen Kredit zu bekommen.

Führen Sie sich vor Augen, dass das Betreibungsamt schon beim Pfändungsverfahren von Amts wegen viel unternommen hat um an pfändbares Vermögen des Schuldners zu gelangen. Standard-Inkassofirmen und ihre Datenbanken sind mit Sicherheit nicht näher am Schuldner und seinen Verhältnissen dran

B. Verkauf von Verlustscheinen an eine herkömmliche Inkassofirma die Massengeschäft abwickelt

Inkassounternehmen kaufen Verlustscheine in der Regel nur in grosser Stückzahl an. Dies ermöglicht ihnen ihr Risiko zu verteilen. Einzelne Verlustscheine mit hohen Nennbeträgen werden nur mit sehr hohen Abschlägen gekauft.

Dabei wird jeglicher Aufwand, der über Standard-Prozeduren hinaus geht, vermieden. Beim Ankauf werden schon oben beschrieben nur allgemein verfügbare Daten zur Berechnung der Realisierungschancen heran gezogen und nur bei guter Datenlage angekauft.

Eine ausführliche Beschreibung der Arbeitsweise herkömmlicher Anbieter findet sich in unserer Abhandlung "Inkasso beauftragen: wann, wen & wofür"

Sie werden es als Privatperson schwer haben, ihren Verlustschein zu einem fairen Preis zu verkaufen.

Zusammenfassung 

Soll sich eine Standard-Inkassofirma um ihren Verlustschein kümmern oder diesen ankaufen bedenken Sie folgende Punkte:

  • Standard-Inkassofirmen betreiben in der Regel "Rosinenpickerei" und versuchen ihren Aufwand so gering wie möglich zu halten            
  • Es wird nur auf allgemein verfügbare Daten zurückgegriffen und nicht die tatsächlichen Verhältnisse angeschaut                           
  • Ankauf von Verlustscheinen nur in grösserer Stückzahl, Einzelforderungen wenn überhaupt nur mit sehr hohen Abschlägen

2. DREI erfolgreiche Strategien um aus einem Verlustschein Geld zu machen

 A. Zeit: JETZT handeln

Die 20 jährige Verjährungsfrist legt fälschlicherweise nahe, je länger ich warte desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich mein Schuldner wirtschaftlich erholt hat. Das kann in Ausnahmefällen auch durchaus so sein.

Viel häufiger wird es mit jedem Jahr schwieriger, an das Geld zum kommen. Im Lauf der Zeit kommen Verlustscheine anderer Gläubiger hinzu und/oder das Vermögen wird vom Schuldner "in Sicherheit" gebracht.

Auch die moralische Verpflichtung - sofern jemals vorhanden- verblasst mit jedem Jahr. Am Ende ist man als Gläubiger glücklich, wenn es irgendwann überhaupt ein Angebot des Schuldners gibt, den Verlustschein für einen Bruchteil des Betrages zu zurückzukaufen.

Es ist unsere feste Ueberzeugung, dass es in den meisten Fällen viel besser ist,  sich so rasch es geht um die Forderung zu kümmern und umgehend in die nächste Runde zu gehen.

 B. Erst die Fakten ermitteln

Für dein nächsten Versuch einer Zwangsvollstreckungen ist die Ermittlung von Fakten, die zuvor nicht bekannt waren (oder nicht zur Geltung kamen) unabdingbar.

Es geht darum, die aktuellen Lebensumstände des Schuldner (Wohnsitz, Arbeitsverhältnis, Bankverbindung, Vermögensverhältnisse etc.) akkurat zu ermitteln und zu belegen. Nur auf dieser Grundlage kann eine Anschluss-Pfändung, ein Arrest oder eine erneute Betreibung unternommen werden. 

Diese Daten sind in keiner Datenbank verfügbar. Vielmehr müssen die richtigen Anknüpfungspunkte und Auskunftspersonen gesucht und gefunden werden. 

Hier ein aktuelles Fallbeispiel aus unserer Praxis.   

Gerade in Fällen bei denen der Schuldner mehrere Verlustscheine "produziert" hat werden die pro-aktiven Gläubiger viel bessere Chance haben, ihre Geldforderungen zu realisieren.  

 C. Zusammenarbeit mit Behörden

Auch die Betreibungsämter finden es in der Regel nicht zufriedenstellend, wenn ein Verfahren lediglich einen Verlustschein produziert hat.

In den allermeisten Fällen läuft es auf eine erneute Zwangsvollstreckung über das Betreibungsamt hinaus. Neben den ermittelten Fakten zum Schuldner kommt es unseres Erachtens auch auf eine gute Kooperation mit dem Betreibungsamt und ggf. anderen Behörden an.   

Nehmen Sie zum Beispiel die Beauftragung eines Architekten. Es macht einen riesigen Unterschied, ob und wie dieser mit der Behörde, die die Genehmigung erteilt, zusammenarbeitet.  

Es muss sich darum gekümmert werden, dass wir die für ein erfolgreiches Verfahren notwendigen Hinweise erhalten, und andererseits auch der Behörde die notwendigen Informationen geben können.   

Zusammenfassung 

Die bessere Alternative zum Abwarten und zur standardmässiger Abwicklung beruht auf drei Strategien, die ineinander greifen :

  • Heft des Handeln in die Hand nehmen und Momentum in die Sache bringen           
  • Statt allgemein verfügbare Daten zu beobachten besser die tatsächlichen Verhältnisse des Schuldners in Augenschein nehmen und Fakten ermitteln                           
  • Eine gute Zusammenarbeit mit dem Betreibungsamt und anderen Behörden ist möglich und sehr hilfreich.

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